Wandelkonzert unter dem Motto „Europa“ begeisterte am 25. Mai in Kraichtal-Gochsheim
Dieses Jahr gab es einen fulminanten Beginn im Gotteshaus, als das Orchester Johann Strauss´ Zigeunerbaron-Ouvertüre anstimmte. Der frisch wiedergewählte Musikalische Direktor des Badischen Chorverbandes, Matthias Böhringer, sprach einleitend von der Vielfalt Europas, geprägt von Poesie, Religion, Kultur, Philosophie und Politik. „Die gemeinsamen Werte, das gemeinsame Singen prägte und prägt die Menschheit seit mehreren Jahrhunderten“. So erwähnte Böhringer auch den Bauernkrieg, der genau heute vor 500 Jahre mit der Hinrichtung von Anton Eisenhut in Bruchsal ein jähes Ende nahm sowie die französische und die badische Revolution. Im ersten Konzert-Block ging es um Freude und Tänze, um den „Wiener-Schmäh“ und eine Reise quasi von Österreich über Russland und Frankreich bis nach Spanien. Bekannte Melodien wie die „Pavane“ von G. Fauré durften dabei nicht fehlen.
Dann ging es für Gruppe „weiß“ in die Schlossgasse, um dort bei Sekt und Häppchen den Klängen der Blechbläser bei wolkenverhangenem Himmel zu lauschen. Ein Highlight dort war bestimmt Highland Cathedral, gerade weil Dudelsack und Schottenrock überhaupt nicht fehlten. Im Anschluss daran tauschten die Zuhörenden die Räumlichkeiten, sodass es für die „gelbe Gruppe“ einen kleinen Imbiss gab und nun auch die „Weißen“ durch das Graf-Eberstein-Schloss wandelten. Dort angekommen im Rittersaal wartete ein Ensemble des Meisterchores proVocal mit einer Acapella-Version von Coldplays „Viva la vida“ auf. „Sei mein Spiegel, mein Schwert, und mein Schild“ lauteten die Zeilen mit Blick auf Ritterrüstung und mittelalterliche Waffen. Gemeinsam mit dem Publikum wurde das deutsche Volkslied: „Die Gedanken sind frei“ gesungen, ein bewegender Konzertmoment. Auf der Kunstebene im zweiten Stock des Schlosses lud ein Duett aus Flöte und Klarinette zum Verweilen im Museum ein.
Pünktlich um 20 Uhr trafen sich die beiden Gruppen zum großen Finale wieder in der Martinskirche. Chor und Orchester setzten ein Zeichen für Vielfalt und Gemeinschaft, teils mit schwerer Kost, die zum Nachdenken und Innehalten einlud. Mit Mendelsohn, dem „Lebemenschen“ -meist positiv gestimmt- ging es weiter zum eher melancholischem Brahms, der mit „Im Herbst“ den Herbst des Menschen meinte.
Robert Schuhmanns „Ungewitter“, perfekt dargeboten vom Meisterchor, folgten zwei Werke des 21. Jahrhunderts von Böhringer selbst, die mit „Wann haben wir genug?“ und „Fragen im Spiegel“ zeitgemäß fragten: Was hat jede/r einzelne dafür getan, den Lebensraum für uns Menschen zu erhalten und zu bewahren. Somit wird die historische Kulturtradition - durch Reflexion unserer Zeit - fortgeschrieben. Böhringer sieht im Kulturgut Musik eine Chance, das Leben zu meistern und schloss den Abend am Piano mit Streichern und „seinem“ Chor.
Stehende Ovationen und lange anhaltender Beifall beendeten die wunderschöne Europa-Rundreise, bevor es mit „Der Mond ist aufgegangen“ den traditionellen proVocal-Abschluss als Zugabe gab. Bürgermeister Tobias Borho ließ es nicht nehmen und dankte dem musikalischen Leiter des Abends für ein erneut ausverkauftes Haus und sein überdurchschnittliches Engagement weit über Kraichtal hinaus und schaute in zufriedene neue und bekannte Gesichter. Auch dankte er seiner Mitarbeiterin Carmen Krüger, der Kulturbeauftragten der Stadt Kraichtal, die, ebenso wie Böhringer, mit viel Herzblut dieses Konzert seit Jahren erfolgreich organisiert.
Schon heute freuen sich alle Beteiligten auf das Wandelkonzert 2026!